Baugeschichte

Die erste urkundliche Erwähnung der heutigen Filialkirche Hl. Blut geht auf das Jahr 1365 zurück. Man kann aber davon ausgehen, dass diese, ursprünglich dem hl. Ulrich geweihte Kirche wesentlich älter ist, da der Ort “Humpretheshusa” schon um 958 erwähnt ist.

Der Bau des jetzigen Gotteshauses erfolgte um 1470. Die stattliche Größe weist auf eine beginnende, später sehr bedeutende Wallfahrt zum Hl. Blut hin. Zu dieser Wallfahrt gibt es leider keine schriftlichen Aufzeichnungen, aber laut Volksüberlieferung soll sich einst eine Heilig-Blut-Reliquie in der Kirche befunden haben, die während schwerer Kriegswirren samt ihrem goldenen Gefäß von drei Männern, zum Schutz vor plündernden Soldaten, vergraben worden sein soll. Die Männer wurden aber dem Feind verraten und, da sie das Versteck nicht preisgegeben haben, daraufhin getötet. (Es könnte sich um den Landshuter Erbfolgekrieg gehandelt haben, der in unserem Gebiet besonders wütete). Die vergrabene Reliquie bzw. das goldene Gefäß wurden nie gefunden, aber die Erzählung ist bis heute mündlich überliefert.

Kirche hl. Blut

Der einst gotische Kirchenbau erfuhr während der Barockzeit so manche Veränderung. Ausgelöst durch einen großen Dorfbrand am 4. Mai 1625, hervorgerufen durch “Unfürsichtigkhait u. Verwahrloßung eines alten Herbergsweib….” wobei auch die Kirche stark in Mitleidenschaft gezogen und dabei Dachstuhl, Turm und Glocken arg beschädigt wurden. Daraufhin mussten diese zum Teil erneuert werden. Auch die Inneneinrichtung wurde im Stil des Barock erneuert. Doch um 1870/80 wurden Altäre und Kanzel im Stil der Neurenaissance ersetzt. Auch das Äußere des Gotteshauses wurde noch mehrmals verändert. 1825 stürzte der Kirchturm ohne erkennbaren äußeren Grund in sich zusammen und musste wieder neu aufgebaut werden. Am 18. September 1898 wurde die Kirche wiederum durch einen Brand stark beschädigt. Beim damaligen Wiederaufbau erhielt der Turm seine heutige barocke Zwiebelhaube.

Von historischem Interesse sind auch die beiden ursprünglich im Inneren der Kirche aufgestellten aber Anfang des 19. Jh. an ihren heutigen Platz an der südlichen Außenmauer versetzten spätgotischen Grabplatten aus rotem Marmor für den Edlen Rudolf Gundrichinger (dessen Geschlecht aus Gundriching dem heutigen Ginnerting bei Frasdorf stammte) und für Hans Giebinger in Leitenberg (näheres hierzu erfahren Sie in den Ortsgeschichtlichen Informationen 14 | Geschichte von Umrathshausen).

Ausstattung

Heute birgt die Kirche Darstellungen aus mehreren Stilepochen. In den Hochaltar von 1873 wurde die barocke Mittelgruppe vom vorhergehenden Hochaltar übernommen: Eine Hl. Blut-Darstellung u. Schmerzensmutter, ebenso der hl. Ulrich, ursprünglicher Hauptpatron, und der hl. Simon, eine Arbeit von 1875. Im Chorraum drei spätgotische Figuren: Christus als Schmerzensmann, ursprünglich Schreinfigur im gotischen Hochaltar, der hl. Ulrich als jugendlicher Bischof, und der hl. Simon. Dem Simon wurden später Pilgerstab und Muschel angefügt, sodass die Figur heute als Jakobus der Ältere angesehen wird.

An der Emporenbrüstung schöne Darstellungen der schmerzhaften Rosenkranzgeheimnisse von Jacob Carnutsch und Joseph Eder.

Sehr beeindruckend auch die barocken Deckengemälde, geschaffen von dem österreichischen, später sehr bedeutenden Hofkammermaler Joseph Adam Mölck, der während seiner Wanderjahre auch einige andere Kirchen im Chiemgau ausschmückte.
Im Langhaus ist das Kirchenpatrozinium Hl. Blut dargestellt: Die Segenswirkung des Blutes Christi auf die im 18. Jh. bekannten vier Erdteile in gekonnt architektonischer Perspektivmalerei.
Im Chorraum: Die Beschneidung des Jesusknaben im Tempel mit seinen Eltern, Maria bereits mit dem Schwert in ihrer Brust.

(nach einem Manuskript von Hildegard Osterhammer)

Altarraum einer Kirche